Testforum
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.



 
StartseiteSuchenAnmeldenLogin

 

 Shiranamis Story

Nach unten 
AutorNachricht
Yuki Saitô
Weißer Wolf
Weißer Wolf
Yuki Saitô


Anzahl der Beiträge : 189
Punkte : 202
Anmeldedatum : 11.05.12

Shinobi-Steckbrief
Größe: 1,86 m
Alter: 19 Jahre
Besonderheit(en): Hyôton/Reikan/Kuro-Sa/Schwert-Shinobi des Nebels

Shiranamis Story Empty
BeitragThema: Shiranamis Story   Shiranamis Story EmptySo Feb 10, 2013 12:13 am

» 0 Jahre :: Geburt & 'Haft' im Inkubator

»Jedes Lebewesen ist von einer Geschichte gezeichnet, welche das Schicksal schreibt. Und jede dieser Geschichten besitzt einen Anfang und ein Ende. Alles fügt sich der Vergänglichkeit...aber fügt sich auch alles ausschließlich dem Schicksal? Ist es nicht auch möglich, diesem allmächtigen Wesen den Füllhalter zu entreißen und durch den eigenen Willen Passagen umzuschreiben oder eine Fortsetzung aufzusetzen? Das dies der Möglichkeit entspricht, haben schon vielerlei Wesen bewiesen. Vor allem jene, deren Ende nahezu offensichtlich bevorstand und die allein durch ihre Willensstärke zu Wege brachten in den letzten Sekunden der Todessense auszuweichen. Durch einiger dieser Wesen ist der Verlauf der Weltgeschichte bereits oft geprägt und umgeschrieben wurden und es wäre nun überheblich von mir selbst zu behaupten, mein Dasein hätte ähnliche Auswirkungen. Allerdings ist es auch nicht abzustreiten, dass ich womöglich zu dieser Gruppe zähle, welche das Schicksal als ständigen Begleiter haben, es jedesmal ums Neue herausfordern und schaffen, dessen Füllhalter für sich zu gewinnen, um eine erneute Schneise zu schlagen. Natürlich ist dies nur eine Hypothese meinerseits. Doch angenommen, ich besäße diese Fähigkeit nicht...Wäre ich dann nicht schon lange dem letzten Wink des Schicksals erlegen? Wahrscheinlich, denn der Anfang meiner Geschichte wäre um ein Haar auch das Ende jener gewesen...und das ist eine bewiesene Tatsache.
Meine Geschichte begann vor 17 Jahren am Abend des 7. Januar und beinahe genau 2 Monate vor dem eigentlichen Geburtstermin in einem Notoperationssaal des örtlichen Krankenhauses von Kirigakure no Sato. Mit allem Fingerspitzengefühl, welches die beteiligten Mediziner aufbringen konnten, wurde ich per Kaiserschnitt vom Leib meiner Mutter getrennt um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass weder sie noch ich an diesem Abend das Zeitliche segnen würden. Der Eingriff glückte, meine Mutter schien keine Schäden davongetragen zu haben, doch wie jeder anderen in ihrem Falle, blieben ihr Freude und Glück, sowie das Neugeborene im Arm verwehrt. Man sagte ihr ausschließlich, dass sie einen dritten Sohn zur Welt gebracht habe, bevor ich auch schon auf die Intensivstation gebracht, untersucht und in einen Inkubator gelegt wurde. Schnell hatte man mich künstlich beamten müssen, da ich zu schwach war um eigens eine normale Lungenleistung zustande bringen zu können. Nur durch diese große Aufregung, welche mein Urgroßvater mit seiner Hetzerei gegenüber meinem Vater bei meiner schwangeren Mutter verursacht hatte, stellte ich die Mediziner vor so einige Probleme. Normalerweise sind die meisten Föten ab dem siebten Schwangerschaftsmonat schon lebensfähig. Der Aufenhalt in einem Inkubator, einer Art Brutkasten für Frühgeburten, ist also nicht nötig, es sei denn, dass Kind ist durch entstandene Komplikationen zu schwach, um sich mit dem eigenen Kreislaufsystem am Leben zu halten. Durch Mutters Aufregung setzten die Wehen zu früh ein, wodurch sie ebenso zu hyperventilieren begann und auch mir den Aufenthalt in ihrem Leib schwer machte. Meine Herztöne sackten ab, in der richtigen Lage befand ich mich auch nicht und hätten die Ärzte nicht im Krankenhaus sofort eingegriffen, wäre ich wohl wohl schon im Mutterleib gestorben. Doch das war nicht alles. Ich schien trotz meiner sieben Monate auf dem Buckel unterentwickelt zu sein. Für einen Säugling diesen Alters war ich viel zu blass und meine Organe schienen auf Sparflamme zu funktionieren. Meine Herztöne veränderten sich in diesem Inkubator dauernd, vor allem wenn ich mich zu drehen versuchte stiegen sie an. Einige Tage nach meiner Geburt begann ich immer wieder zu schreien und mich zu krümmen, weswegen man andachte, mich auf alles Mögliche zu prüfen. Während der Großteil des Clans mich schon aufgab und meine eigene Familie wohl dauernd zu zittern hatte, diagnostizierte man schließlich, dass ich wahrscheinlich auch unter normalen Geburtsumständen Schwierigkeiten gemacht hätte. Yuki Kaoru hatte einen homozygoten Anlagenträger der Sichelzellenanämie zur Welt gebracht, einen schwer Erbkranken, der schon als Säugling unter den auftretenden Gefäßverstopfungen und der Blutarmut litt und für Weiteres unter ärztlicher Beobachtungen bleiben musste. Viele Hoffnungen auf eine Stabilisation meines Kreislaufs und mein resultierendes Überleben machte man meiner Familie nicht.
Und so begannen zwei emotionsschwangere Monate voller Wechselbäder und Krankenhausbesuche für meine Angehörigen. Während ich kleiner Wurm (und das ist noch schön ausgedrückt) täglich um mein Überleben kämpfte, rotierte meine Familie wahrscheinlich wegen den Auf- und Abs meines Zustands. Wie meine beiden älteren Brüder dies alles erlebt haben weiß ich nicht genau, bisher hatte ich nie wirklich den Schneid gehabt genau danach zu fragen. Jedoch berichtete mir mein Vater zu seinen Lebzeiten gerne anstatt einer Gute Nacht Geschichte von dieser Zeit und es wäre eine Schande ihm gegenüber, wenn ich diese Berichte hier nicht verewigen würde.
Laut seiner Aussage nahm er sich wirklich viel Zeit während dieser zwei Monate, verbrachte oft Stunden vor meinem Inkubator, ohne das ihm dabei langweilig wurde. Man stelle sich nun also bildlich einen gestandenen Krieger aus dem Yuki Ichizoku vor, der pausenlos in eine Mikrowelle starrt, welche einen enormen Wackelkontakt aufzuweisen hat. Ergo: Es geschieht wirklich selten, dass sich darin etwas tut. Doch für sein Empfinden schien sich ungeheuer viel getan zu haben in diesem Kasten. Da dreht sich das Söhnchen ausnahmsweise einmal und bringt derweil das verkabelte Messgerät in Schwung. Dann verharrt es in seiner Lage, bewegt aber seine Fingerchen. Die ersten, schwarzen Härchen sprießen aus dem Köpfchen, welche dem des stolzen Papas so ähnlich sehen. Ab und an mag es den Beatmungsschlauch ausspucken und selbst atmen, dann wieder nicht. Hin und wieder beginnt es zu schreien als ginge es geradewegs durchs Fegefeuer und plötzlich ist es wieder mucksmäuschenstill. Ist man der Meinung, man sollte nun gehen, beginnt es zu sabbern und widerruft diesen Gedanken mit schmatzenden Plappergeräuschen. Besonders beruhigt scheint es zudem zu sein, wenn man ihm vorliest oder irgendetwas erzählt. Kurzum: Auf diese winzigen Details und Begebenheiten achtend, schien es Tô-san niemals fad in meiner damaligen Gegenwart zu werden. Er war es auch, der nur wenige Tage abwarten konnte und mir meinen Namen gab. Dieser Mann steckte voller Optimismus, er akzeptierte die Tatsache nicht, dass ich jeden Augenblick sterben konnte. Und ganz so dämlich war sein übereiliger Akt auch nicht, denn immerhin könnte man dann eine schöne Gravur in den Grabstein meißeln. So prangte also zeitig der Name 'Yuki Shiranami' auf meiner Akte und auf dem Bändchen, welches man mir um mein winziges Handgelenk gebunden hatte. Ein früher Erfolg für jemanden wie mich, könnte man meinen, wobei mir noch immer leicht schleierhaft ist, wie er gerade auf diesen Namen kam. Shiranami wird zu gut Deutsch mit 'weiße Welle' übersetzt und bezeichnet somit die Gischt. Außer meiner Haut ist an mir nichts weiß und ein so überschäumendes Gemüt besitze ich sicherlich auch nicht. Jedenfalls nicht wirklich. Höchstens mein Geist kann die Ausmaße einer Welle annehmen, aber das konnte er ja zu diesem Zeitpunkt gar nicht wissen. So plädiere ich eher darauf, dass ihm der Name einfach gefiel. Warum auch nicht.
Schließlich, nach den wie erwähnt zwei Monaten in 'Haft' hatte sich mein Zustand trotz aller Erwartungen stabilisiert, ich wurde auf 'Bewährung' entlassen und fortan durfte sich meine Familie mit mir amüsieren. Außerdem machte es nun langsam Sinn, dass ich mich im Besitz eines Namens befand, der aber sogleich von meinen Brüdern liebevoll aufgrund ihrer noch mangelnden Sprachkenntnisse abgekürzt wurde. Aus 'Shiranami' wurde, kurz und knackig, 'Shira' und das hat sich bis heute nicht wirklich geändert. Doch wenn man geglaubt hatte, dass Schlimmste wäre nun überstanden, der hatte sich ganz schön getäuscht.«

» 1-4 Jahre :: Die frühe Entwicklung eines Anti-Yuki

»Nach meiner Entlassung schien der Zahn der Zeit gar nicht mehr stillhalten zu wollen, hatten sich doch meine ersten Monate so schleifend hingezogen. Langsam aber sicher begann ich mich zu entwickeln, ob nun zum Guten oder Schlechten...davon hatte jeder andere Auffassungen. Gut war schon einmal, dass ich mich endlich einmal traute, die Augen zu öffnen. Gespannt hatte man diesen Moment herbeigesehnt, ihm beigewohnt und nachdem ich endlich den Kampf gegen meine schweren Lider gewonnen hatte, stand es fest: Die viel zu groß geratenen Glupscher zeugten von einer grauen Färbung, folglich war ich der Einzige unter drei Brüdern, welcher äußerlich am meisten nach Vater kam. Das mir dieser stolze Fakt später noch genügend Ärger bescheren sollte, daran dachte weder ich selbst (ja wie auch?) noch meine kleine Familie. Naja schön, Urgroßväterchen war von Anfang an nicht begeistert davon gewesen, aber hey! Dieser verbitterte, alte Kauz schien irgendwie so ziemlich nichts wirklich zu mögen, außer natürlich seine verstaubte Tradition und Macht. Schlussfolgernd mochte er mich schwaches Dingelchen nie, aber dennoch gedieh ich weiter und das auf die verschiedenste Art und Weise. Ich machte mich wie jeder Säugling endlich je nach Bedarf bemerkbar (vorher wurde ich ja künstlich ernährt und hatte eine rundum Pediküre), ich bewegte mich ein wenig öfter und begann sogar irgendwann einmal, wohl gemerkt rückwärts, zu krabbeln. Aus unverständlichen Prabbellauten entstanden erste Worte (z.B. "Schnee kalt, brrrr!!"), der schwarze Flaum auf dem Köpfchen wuchs, genauso wie die Gliedmaßen und die hämolytischen Krisen und andere, ständig auftretende Gebrächen nahmen ihr episodenhaftes Verhalten an. Man gewöhnte sich an die Umstände, welche meine Krankheit mitbrachte und eine gewisse Alltäglichkeit zog herauf. Natürlich wurde diese durch immer wieder neue Erfahrungen und Kenntnisse von uns Kindern unterbrochen und erfrischt, aber sonst...
Nach vier Jahren hatte sich dann doch Einiges geändert. Meine Brüder steckten mittlerweile bereits zwei Jahre im Clantraining und wuchsen zu stetig zu hervorragenden, jungen Kriegern heran. Zu diesem Zeitpunkt bildeten sie noch den aufstrebenden Stolz des Clans, man sah gerne ihre Fortschritte und erwartete viel von ihnen. Zudem waren beide unglaublich nette Jungs und liebevolle, ältere Brüder geworden. Sehr engagiert, immer höflich, anständig, aktiv und natürlich fürsorglich mir gegenüber. Sicherlich, sie konnten nicht verhindern, dass ich so manches mal sehnsüchtig aus dem Fenster zu ihnen sah, wenn Vater sich mit ihnen beschäftigte. Niemand hätte etwas gegen diesen Hauch von Neid tun können, der in mir lebte. Wie auch? Im Gegensatz zu ihnen war ich zum Großteil ans Bett gebunden. Mir fiel es an sich schwer mich lange auf zwei Beinen zu halten, die Witterung Kirigakure's tat mir noch nicht sonderlich gut, weswegen ich nur bei strahlend schönem Wetter einmal hinaus durfte. Den herrlichen Duft von frischer Luft nach dem Regen bekam ich nur durch das Zimmerfenster und vieles Selbstverständliche konnte ich nur erahnen und erträumen. Ein Lichtblick in dieser trüben Zeit waren dann aber immer die Momente, welche ich mit meinen Brüdern verbrachte. Egal ob ich nun ziemlich beschränkt war oder nicht, sie versuchten mit mir zu spielen, erzählten von ihren Erlebnissen oder fragten mich ab, wie es mit meinem 'Training' voran ging. Richtig, da ich ganz sicherlich nicht an ein Clantraining denken konnte, hatte ich mir einen Ausgleich gesucht. Beziehungsweise hatte man diesen bereits ein Jahr vorher für mich entdeckt. Da war ich schon nicht vital, agil und sonderlich belastbar, jedoch schien ich mir damals schon recht schnell viele Dinge zu merken und ich zeigte eine besonders große Neugier. Zugegeben, es gehört sich nicht, aber ich lauschte unheimlich gerne Gesprächen, prägte mir diese automatisch ein und konnte sie, je nach Bedarf, fehlerfrei wiedergeben. Das lag unter anderem auch daran, dass ich ebenso zügig zu sprechen lernte. Es war wohl kein Wunder, dass ich nicht lange auf mich warten ließ und darauf brannte, endlich lesen und schreiben zu können. Besser so, dann hätte ich eine Beschäftigung, müsste nicht mehr die anderen Clanmitglieder belauschen und könnte selbst Geschichten nachlesen oder aufschreiben. Damit nicht genug machte ich mir früh einen Spaß daraus, Schubladen und andere Kistchen zu plündern, um aus Kleinteilen die niemand mehr so recht haben wollte kleine, wenn auch sehr abstrakte, Kunstwerke zu basteln. Nicht lange und es wurde wahrscheinlich jedem bewusst, wo meine Stärken lagen: Im Gegensatz zu allen anderen Yukis begrenzte sich mein Spezialgebiet auf meinen wachsenden Intellekt, meine Kreativität und meine Fingerfertigkeit. Und da ich sowieso den ganzen Tag lang nichts Besseres zu tun hatte, konnte ich mich stets mit der Erweiterung dieser Fähigkeiten beschäftigen. Irgendwie gab mir das auch Kraft, weiterhin gegen immer wieder auftretende Leiden und Schmerzen anzugehen, da ich durchaus Dinge zu Stande bringen konnte, von denen alle meine Verwandten nur träumten. In dieser Zeit fühlte ich mich, wenn auch von Gebrächen gebeutelt, besonders. Selbst das sollte sich ändern.
Zuvor hatte ich ja bereits erwähnt, welch gutes Verhältnis ich zu meinem Vater hatte. Schon alleine deshalb, weil er von Anfang an auf mich und meinen Willen gebaut hatte. Diesen Willen, von dem er mir einmal gesagt hatte, dass er ihn auf solch einer hohen Ebene auch gerne besäße. Mein Wille, den er sich selbst zum Vorbild nahm und mit dem er meine Brüder weiter antrieb. Egal wie wenig Zeit ich mit diesem wunderbaren Mann und Clanoberhaupt hatte, jede Sekunde erfüllte mich mit Wärme und Stolz. Ja, Stolz. Es war ja allein aufregend genug von den älteren Brüder, welche man so bewunderte, zu hören, dass man solch tolle Sachen bewerkstelligen konnte. Doch wenn er dies sagte... Ich weiß nicht, es ließ mich jedesmal innerlich fast überschäumen. Nicht nur, weil dieser schwarzhaarige Jônin bereits einen Legendenstatus erreicht hatte, nein. Er sprach es immer wieder auf eine besondere Weise aus, so sanft und doch fest, als sähe bereits vor seinem inneren Auge, welch traumhafte Entwicklungen ich noch durchleben würde. Wie gut ich mich machen würde. Nie sah er mich an wie einen etwas zu kleinen, kranken Jungen, der bei jedem anderen eher Mitleid hervorriefe. Eher wie einen Helden, so wie er es doch eigentlich war. Manchmal kam es mir sogar so vor, als sähe er sich, auf eine sonderbare Weise, selbst in diesem Bett sitzen. Möglicherweise, weil er ja recht früh verwaist war und von diesem Ekel eines Großvaters hat aufgezogen werden müssen. Ob er als Kind aussah wie ich, dass weiß ich nicht und kann es mir kaum vorstellen. Sicherlich war er in meinem Alter schon kräftiger, etwas rosiger und fiel nicht durch breite und dunkle Augenringe auf. Wie eine kleine Eule wirkte er sicherlich nicht. Wäre ich gesund, so dachte ich mir stets, wäre ich bestimmt als seine Miniaturausgabe durchgegangen. Doch war ich dies nie, würde das nie sein und sein Verlust würde dies alles, diesen Teufelskreis, verschlimmern. Erheblich verschlimmern.

    »» "Hörst du auch die Glocken läuten, Hitsu-nii?"


Ich hörte zum ersten Mal die Glocken läuten an dem Tag, an dem mein Vater verstarb. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, warum ich sie hörte und das sie mir später ein sogar hilfreiches Zeichen sein würden. Daher nahm ich es wohl an diesem Tag eher symbolisch auf, als mir irgendwelche Sorgen um meine Psyche zu machen. In meinem Alter von vier Jahren hätte ich dies wohl sowieso noch nicht wirklich begriffen, selbst wenn ich schon sehr klug war.
Wie dem auch sei, ich hörte sie. Erst wisperten sie nur ganz leise, als mein älterer Bruder Itsuyoshi das Haus verlassen hatte. Sie schällerten schließlich etwas lauter, als er nicht zurück kam. Das bereitete mir doch Sorgen, ja. Wie ein Hund, der auf die Heimkehr seines Herrchens wartet, verharrte ich die ganze Zeit über auf dem Sims des Wohnzimmerfensters, starrte auf die neblige Straße hinaus und versuchte stets mit meinen großen und trüben Augen einen schlohweißen Haarschopf auszumachen. Es tat sich nichts. Nach einer Weile begann mich meine Mutter zu tadeln, ich solle doch lieber langsam mein Erkältungsbad nehmen, da ich wieder einmal zusätzlich etwas eingefangen hatte. Doch ich weigerte mich kopfschüttelnd, sah sie nicht einmal an und lauschte weiterhin dem klingeln der Glöckchen und beobachtete das Treiben draußen, sowie die seichten Nebelschwaden. Etwas später gesellte sich dann mein anderer älterer Bruder Hitsumi zu mir, legte mir eine Decke um und half mir dabei, meine laufende Nase zu schnäutzen. Auch er schien sich so einige Gedanken um seine andere Hälfte zu machen, Zwillingen sagte man ja nach zu spüren, wenn etwas mit dem anderen Zwilling nicht stimmt. Stumm lehnte ich mich an ihn und wir starrten gemeinsam. Irgendwann stürmte Vater ins Haus, es dämmerte draußen bereits und fragte hektisch, wo Itsuyoshi denn sei. Wir gaben ihm zu verstehen, dass wir es nicht wussten und hier auf seine Rückkehr warteten, also wies er uns an hier im Haus zu bleiben und eilte von dannen. Vorher war er aber nochmals zu mir gekommen, hatte mich durchdringend angesehen und mir das Versprechen abgenommen, zukünftig auf Itsuyoshi Acht zu geben. Wie er das meinte, konnte ich mir in diesem Moment auch nicht erklären. Noch nicht. Als ich ihn draußen am Fenster vorbeiziehen sah, seinen ersten Blick und wie sein langes, schwarzes Haar im Wind tanzte, da verwandelten sich die Glöckchen in Kirchenglocken. 'Ding Dong' sangen sie. 'Ding Ding Dong' immer lauter. Dröhnender. Da ich wegen diesem Lärm schon allmählich Kopfschmerzen bekam, wand ich mich doch etwas leidig und fragend an meinen Bruder, der keine Anzeichen machte, diesen Geräuschfaktor zu bemerken: 'Hörst du auch die Glocken läuten, Hitsu-nii?' Perplex sah er mich an, fühlte mir die warme Stirn und zog mich fester an sich. 'Nein...Ich höre nur wie Kâ-san in der Küche arbeitet und wie du hüstelst und herum schniefst. Sonst nichts, Brüderchen...' Nicht zu unrecht klang er besorgter als ohnehin bereits. Der Zwilling verschwunden, der Vater davongestürzt und der kleine Bruder halluzinierte womöglich und hörte Geräusche, die nicht existierten. Das Dumme war nur, dass sie noch lauter wurden, unbarmherzig schallten und ich mich regelrecht an meinen Bruder krallte, die Augen zusammenkniff. 'Sie sind so schrecklich laut, Nii-san! Ich will das Itsu-nii und Tô-san endlich heim kommen!', begann ich daraufhin zu quengeln, musste mich schließlich auf die Couch legen lassen da ich der ansteigenden Kopfschmerzen wegen beinahe kollabiert wäre. Erst da merkte ich, wie sehr ich mich eigentlich fürchtete. Wie schrecklich dieses Gefühl in mir war, dass irgendetwas so gar nicht stimmte. Ich hatte Angst davor, dass die beiden womöglich nie mehr nach Hause kämen, ich sie nicht mehr sehen würde und ich konnte mir nicht einmal erklären warum.
Und dann verklangen die Glocken plötzlich...
Im Minutentakt wurde das Läuten schwächer, so wie meine Kopfschmerzen. Schließlich vernahm ich nichts mehr, außer natürlich die übliche Geräuschkulisse. Aber auch sie veränderte sich nach und nach. Vor dem Haus bildete sich ein Tumult, Hitsumi und ich konnten die gedämpft die aufgeregten Stimmen und wehklagende Schluchzer hören. Kaum später läutete es an der Haustür, Kâ-san stürzte hinaus und kam nicht wieder. Neugierig huschte mein Bruder ans Fenster, wies mir an liegen zu bleiben. 'Mist! Ich kann gar nichts erkennen! Aber irgendwas muss passiert sein!', meinte er, drückte seine Nase gegen die Scheibe und verließ diese Haltung erst wieder, als eines der älteren Clanmitglieder herein kam und uns gedrückt bat, mit ihm in die Versammlungsräume zu kommen. Flink nahm mich Hitsumi auf seine Arme, selbst für einen Sechsjährigen war ich ja nicht sonderlich schwer und nicht lange, da machte man uns den Weg in einen der Räume frei, besaß uns dabei aber zum Teil mitfühlend und einen Atemzug später dämmerte uns auch warum. In der Mitte des Raumes, auf einer Trage, lag unser Vater, bewegungslos und überall an seiner Kleidung klebte schimmerndes Blut. Besonders sein weißer Haori erfreute sich dieser neuen Färbung. Wie eine Oki no Nami sah das Farbschema aus...Wie eine abwechselnd weiß und rot gefärbte Kamelie. So schön, aber des Grundes wegen ebenso abstoßend. Tief schluchzend und am ganzen Leibe zitternd beugte unsere Mutter über dem regungslosen Leib, presste sich an ihn und flehte, er solle sie nicht alleine lassen. Etwas abseits erkannte ich Itsuyoshi, auf einem kleinen Sofa sitzend, die Beine angezogen und in seine Knie weinend. Auch wies einige Blutspritzer und Kratzer auf, doch etwas Schlimmes schien er sich auf den ersten Blick nicht getan zu haben. Ihn besorgt ansehend, die Situation nicht wirklich fassend, spürte ich schließlich, wie auch Hitsumi, der mich ja auf den Armen hielt, zu zittern begann, wie er sich abkühlte und mich an sich drückte. 'Nein...Nein...', hauchte er immer wieder fassungslos, bis er die letzte Distanz überwand und sich neben den Körper unseres Vaters kniete, mich ebenso zu Boden ließ. Mutter schrie schon, ihr Klagen wurde immer verzweifelter und drängender, vermischte sich mit den trauernden Klängen der anderen Verwandten. Hitsumi neben mir begann nun auch zu weinen, nahm Tô-san's Hand in seine und beugte sich nach vorne, damit sein längeres, weißes Haar sein Gesicht etwas verdeckte. Ich hingegen blieb zunächst ruhig, hustete leise in mein vorgehaltenes Händchen und besah mir das Antlitz meines wohl größten Helden. Die Augen waren geschlossen, seine Züge wirkten weich und entspannt und seine Lippen waren zu einem sanften Lächeln geschwungen. Friedlich wirkte er, wie immer, wenn er mit uns Kindern zusammen war. Aber eine Sache war anders: Er rührte sich nicht. Kein bisschen. Ich spürte seinen Atem nicht, hörte diesen auch nicht und alle übrigen Lebenszeichen tauchten ebenso nicht auf. Meinen Blick über ihn schweifen lassend, stachen mir einige ansehnliche, tiefrote Wunden ins Auge. Zeigten Dinge, die für Kinderaugen sicherlich nicht bestimmt waren. Geschockt weiteten sich meine Lider, ich wusste warum er sich nicht mehr regte, mein Kopf konstruierte zügig, was wohl da draußen geschehen war...Doch aussprechen konnte ich es nicht. Eher tat es eines der Mitglieder, dass sich unheimlich aufregte: 'Er ist tot, verdammt noch mal!! Tot!! Und wenn ich diese Schweine in die Finger bekomme, dann gnade ihnen nicht einmal mehr Gott!!'
Tot...Tô-san war also wirklich gestorben. Ermordet wurden. Wahrscheinlich während eines Gefechts. Und so wie Itsuyoshi aussah, war er wohl vor Ort gewesen. Die nächste Frage, die mich aufkam, beantwortete ebenso ein Verwandter für mich. 'Heldenhaft wie immer! Hat sich vor seinen Sohn geworfen!', hörte ich nur und irgendwie wurde mir noch ärger zu Mute. Vater war gestorben um meinen Bruder zu retten. Vater war vor mir gegangen, obwohl er sehr viel gesünder und stärker war als ich. Trotz dieser Fakten ging es in diesem Raum aber nur um ihn. Um seinen tragischen Verlust. Keiner bedachte wirklich den Fakt, dass ein sehr viel jüngerer Mensch diese Tragödie überlebt hatte, dass es ja dennoch einen Grund zum Aufatmen gab. Ja, das gab mir schon sehr zu denken, selbst wenn ich ebenfalls traurig gestimmt war und Vater nochmals eine schwarze Strähne aus dem Gesicht strich. Danach zog es mich aber gleich auf das kleine Sofa zu meinem weinenden Bruder, welches ich leise ächzend und mit einiger Mühe erklomm. Neben ihm hockend zog ich meine Decke von meinem Körper, legte sie um seinen und schlang meine Ärmchen um ihn. Tatsächlich, ich war heilfroh, dass er lebend aus dieser Sache herausgekommen war. 'Gott sei Dank hat Tô-san dich gerettet! Alle sind so traurig wegen ihm, aber haben nicht einmal gemerkt, dass sie dich auch hätten verlieren können, Nii-san.', sprach ich leise und etwas verschnieft zu ihm und ließ zu, dass er mich plötzlich umklammerte und seine heißen Tränen auf meiner fahlen Haut vergoss. Das er an meiner kleinen Schulter bitterlich weinte. Eher tätschelte ich ihn noch beruhigend mit meinen Händchen, weil ich einfach froh war, dass es ihn noch gab. So erinnerte ich mich auch an die Worte unseres Vaters: 'Versprich mir, dass du auf Itsuyoshi Acht geben wirst!' Von da an begann ich jeden Tag besser zu verstehen, warum.«

» 4-6 Jahre :: Veränderungen und Wunden, die nicht heilen

»Vaters Tod veränderte Vieles. Der Fakt, dass wir Brüder nun Halbwaisen waren, war wohl noch das Geringste, denn wir veränderten uns alle schlagartig. Mutter zum Beispiel verlor ihren Glanz und ihre spürbare Freundlichkeit, welche ihr Sympatie innerhalb des Clans beschert hatte. Ihr Lächeln wirkte von da an eher traurig, aufgesetzt und verloren und sie tat nichts anderes mehr, als sich in den Alltag zu flüchten. Wenn sie etwas mit uns Kindern unternahm, dann aus reiner Routine heraus und nicht, weil es ihr selbst Freude bereitete. Wie ein Roboter zog sie umher und zuckte wenn überhaupt nur zusammen, wenn sie mich direkt ansah. Einmal sprach ich sie darauf an, denn dieses Verhalten förderte nicht gerade mein Selbstbewusstsein, wenn ihr versteht. Etwas unterdrückt gab sie mir zu verstehen, dass ich Vater visuell recht ähnele und es ihr schmerzte, sein Gesicht nach allem so plötzlich wieder zu sehen. Verstehend reagierte ich also nicht mehr darauf, wenn diese Regung bei ihr vorkam und fühlte mich auch nicht schlecht deswegen, immerhin konnte ich ja für mein Aussehen nichts.
Genauso wie Kâ-san hatten sich aber auch meine Brüder verändert. Hitsumi schien nach der Beisetzung unseres Vaters noch sehr viel vernünftiger und erwachsener geworden zu sein. Plötzlich half er noch viel mehr im Haushalt und übernahm meine Fürsorge oft. Nicht nur, weil er der Meinung war, dass ich jetzt viel Unterstützung von meinen Brüdern brauchte, sondern weil er nicht so dumm war zu übersehen, dass Mutter mich kaum anzusehen wagte. Um es kurz zu sagen: Er reifte zum mütterlichen Typ heran, was aber nichts an seiner Naivität änderte. Innerhalb dieser neu angebrochenen Ära fiel es mir umso leichter, ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen und ihm ein wenig Schokolade aus dem Kreuz zu leihern. Ja, ich nutzte es wann immer es möglich war aus, dass er durch den mangelnden männlichen Pol um sich, den Vater mit sich gerissen hatte, noch weicher geworden war. Auf der anderen Seite erfreute ich mich aber auch an dieser Gutmütigkeit, da nur er sie noch in meinem Umfeld bewusst ausstrahlte. Zusammen mit mir schien er der Einzige zu sein, der wirklich über den neulichen Verlust hinweg kam und nicht einfror. Ein Grund, weswegen ich mich gerne von ihm betütteln ließ.



«


Nach oben Nach unten
 
Shiranamis Story
Nach oben 
Seite 1 von 1

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Testforum :: Shinobi-Akademien der Dörfer :: Klassenlisten :: Charakter-Sektion-
Gehe zu: